Jörg Siegert : Aphrodite, Apfelkitsche (l55)

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Beschreibung

Jörg Siegert:
Aphrodite, Apfelkitsche.
Über Erbauliches und Vertrauliches, Verfängliches und Vergängliches.

91 Seiten DIN A5, illustriert mit StreetArt-Bildchen.
Der Autor ist von vielen Poetry-Slams abgehärtet und weiß, daß das vielzitierte Herz noch jede Menge Gedichte verträgt und zugleich jedes ernst gemeinte Liebespathos zwangsläufig von der Realität in die Niederungen alltäglicher Sprachfloskeln herabgerissen wird. Wie schon Heine die vergleichende Naturlyrik eines Eichendorff persiflierte, so hinterfragt auch Jörg diese Form gängiger Liebesromantik in „Wieder natürlich„: „Wenn ich Bäume sehe,/ denke ich an Dich,/ denn wegen Dir/ stehe ich im Wald. // Wenn ich Gras sehe,/ denke ich an Dich,/ denn wegen Dir/ läge ich gern drunter. // Wenn ich einen Bach sehe,/ denke ich an Dich,/ denn wegen Dir/ gehe ich diesen runter.“ Zeilen wie „Du bist der Stern/Ich bin Dir schnuppe“ aus „Sternschnupperkurs“ zeigen die schulterzuckende Hilflosigkeit des liebenden Ich gegenüber einem angehimmelten Du, das austüftelt, ob oder wie lange sich eine Beziehung lohnt und wann der Gegenüber eine abstoßbare Altlast geworden ist („Emissionshandel“), die vielleicht gar „getrennt (gesammelt werden) muß“ („Abfuhr“). Das an Liebesentzug leidende Ich überschlägt nun seinerseits die Liebesfinanzen und fürchtet, sich fortan nicht einmal einen „beschädigte(n) Restposten“ aus dem „Sonderangebot“ („Solange der Vorrat reicht…“) beim Discounter leisten zu können. Dabei glaubt der Autor unbedingt an die Liebe, Peinlichkeiten gibt es da nicht und auch keine Tabus; peinlich wird es erst, wenn man sich danach 
der Geräusche, die man machte, schämt“  („Persönlichkeitsspaltung“) und enervierende Trennungsfloskeln hervorgeholt werden: „Es sei nicht persönlich,/ Meinst Du, vermeintlich versöhnlich./ Ja klar! Bitte, verhöhn mich!/ Sorry, Mädel!- Das ist schön, nich`?// Es habe nichts mit mir zu tun,/ Sagst Du, damit Dein Gewissen ruh`n/ Kann.-Ach, dummes Huhn!/ Womit sonst und wie denn nun?“ („Persona non grata – kein Draht da“). Verstehen kann Jörg die Liebe nicht – aber zumindest kann er sich auf alles einen Reim machen: „Ich wähnte mich/ im Rausch der Sinne./ Doch sie sagte nur:/ Mach hinne.“ („Lakonischer Laokoon“)
„Aphrodite, Apfelkitsche“ ist Jörgs fünfter, umfangreichster und obgleich er nur ein einziges Thema zum Gegenstand hat, vielseitigster Lyrikband.